EIOPA

Was macht eigentlich die europäische Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA und wieso betrifft mich das? Dieser Frage sind wir am 19. April 2018 durch deren Besichtigung im Frankfurter Westhafen nachgegangen.

 

Bei herrlich blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein, staunten wir nicht schlecht, als wir im 28. und damit obersten Stockwerk des Westhafentowers an der Rezeption der EIOPA eintrafen und unmittelbar einen traumhaften Blick auf Frankfurt genießen konnten. Durch die Komplettverglasung des Gebäudes lag uns die Stadt zu Füßen. Die ebenso ungewohnte wie beeindruckende Perspektive unmittelbar auf den Main mit seinen beiden Uferpromenaden beeindruckte un.

 

Nachdem wir uns an diesem Ausblick satt gesehen hatten, wurden wir von unserer Gastgeberin in einen freundlichen und modernen Besprechungsraum geleitet. Für erfrischende Getränke und eine offene Atmosphäre wurde gesorgt. Nach einem ersten einführenden Vortrag zur Entstehung, der Organisation, den Aufgaben und den Befugnissen der EIOPA wurden wir durch zwei weitere Sprecher aus den entsprechenden Fachbereichen anschaulich in die Versicherungsaufsicht und den Schutz der Versicherungsnehmer eingeführt. Fragen waren jederzeit herzlich willkommen und so ergab sich eine sehr lebhafte und aufschlussreiche Diskussionsrunde.

 

Die EIOPA ist die oberste Aufsichtsbehörde über die europäische Versicherungsbranche. Gemeinsam mit ihren bekannteren Schwesterbehörden von der Banken- (EBA) und Wertpapieraufsicht (ESMA) bildet sie das sogenannte „Europäische Finanzaufsichtssystem“, welches als Reaktion auf die Finanzkrise geschaffen wurde, um die Stabilität der Finanzbranche sicherzustellen. Versicherungsunternehmen sind als bedeutende Investoren Teil dieses systemrelevanten Finanzsystems.

 

Wir erfuhren, dass die EIOPA nicht der direkte Ansprechpartner für einen Versicherungsnehmer ist, der sich mit seiner Versicherung über einen bestimmten Punkt seines Versicherungsvertrags streitet. Vielmehr beaufsichtigt die EIOPA die nationalen Aufsichtsbehörden der einzelnen Mitgliedstaaten in Bezug auf die Einhaltung des europäischen Versicherungsaufsichtsrechts. Dieses dient letztlich dazu die Versicherungsnehmer vor einer Pleite der Versicherungen zu schützen und das Versicherungssystem insgesamt krisenfester zu machen. Hierbei hat sie auch die nötigen Befugnisse, um rechtzeitig gegen Missstände vorzugehen.

 

Die EIOPA hat zudem gegenüber den europäischen Gesetzgebungsorganen eine Beratungsfunktion. Zudem obliegt es ihr deren abstrakte Vorgaben in technischen Umsetzungsanleitungen für die tägliche Praxis der Versicherungsbranche zu konkretisieren und in Bezug auf Anwendungsfragen für die ganze EU einheitlich zu interpretieren.

 

Die Überwachung europaweit agierender Versicherungskonzerne erfordert eine kooperative Koordination zwischen den nationalen Aufsichtsbehörden. Aus diesem Grund laufen die hierzu erforderlichen Informationen bei der EIOPA zusammen.

 

Auch international steht die EIOPA in regelmäßigem und institutionalisiertem Austausch mit Versicherungsbehörden außerhalb der EU, um systematische Risiken für das Funktionieren der globalen Versicherungsbranche rechtzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können.

 

Zum Abschluss durften wir auch den größten Besprechungssaal der Behörde betreten, indem die hochrangigen Beratungen und Verhandlungen stattfinden. Von diesem aus durften wir einen großartigen Blick über die Skyline des Bankenviertels sowie über den Hauptbahnhof und den dahinter liegenden Taunus genießen.

 

Zum Ausklang unseres Ausflugs spazierten wir noch durch die Fußgängerzone des Westhafens, um im unmittelbar am Wasser gelegenen französischen Restaurant „Emile“ einzukehren.

 

Seit der Finanzkrise verfolgt man als Kontoinhaber aufmerksam die Berichterstattung über die Bankenaufsicht. Als Versicherungsnehmer ist man froh, dass auch die weniger im Fokus der Medien stehenden systematischen Risiken der europäischen Versicherungsbranche aus dem Frankfurter Westhafen überwacht werden.

Felix Schill